Renn-Erlebnisse unter Freunden
„Was könnte ich denn Tolles schreiben um auf die Rennberichte vorzubereiten?“ Heute fehlt mir hierzu die kreative Ader, zudem sprechen die Rennberichte für sich. So fand kürzlich ein MTB-Etappenrennen in Belgien statt, welches immer innerhalb von Stunden ausgebucht ist. Nun entsteht die Frage „Warum?“ um das herauszufinden, fuhren Peter und Martin an Christi Himmelfahrt einmal quer durch die Republik um an der Belgium MTB (BEMC) teilzunehmen. Lest euch Peters lebhafte Schilderung einfach selbst durch!
Nicht ganz so weit fuhren andere Vereinsmitglieder wie z.B. Tobias, für sie ging es beim Eldorado Bike-Festival in Angerberg an den Start, ein Rennen der Ritchey MTB Challenge. Wie ihr lesen könnt, gab es bei Tobias technische Probleme.
Von Peter Gierlich
Tag 0 – Warmup
Schon die Anfahrt in die Umgebung und ins Zentrum La Roche rückt die Geschichte in Form von Denkmälern und Museen in den Vordergrund: vor etwas mehr als 70 Jahren bekämpften sich hier deutsche und alliierte Truppen in der Ardennen-Offensive unter furchtbaren Verlusten im winterlichen Matsch. Die Fahrzeuge versanken damals bis weit über die Radnabe im Schlamm. Wie schön, dass man sich in der heutigen Zeit besonnen hat: Radsport-verrückte Leute aus den verschiedensten Ländern kommen in friedlicher und sportlicher Absicht zusammen, und vergnügen sich gemeinsam im Schlamm der Ardennen…und das selbstverständlich bis zur Radnabe…
Also von unserer Unterkunft schnell zum Check-In fürs Rennen warmgeradelt, beim freundlichen BEMC-Staff die Unterlagen und Goodie-Bag abgeholt, und wieder hoch zurück zu unserer urigen Ferienhütte. Der Kamin knackt und lodert, flauschig warm, von Race-Modus nichts zu spüren. Warum auch?
Tag 1 – Ein Tag im Leiden unter Freunden
Start in der Altstadt von La Roche, die Startboxen wild in die engen Straßen gezimmert. Nach ein bisschen Schwätzen mit bekannten Leuten hier und da ging es dann auch schon los: eine Atmosphäre wie beim Start einer Tour-Etappe. Mit moderatem Tempo in den ersten längeren Anstieg, Tempo passt, ein Grüppchen finden, und im Laktat ein wenig Brustschwimmen. Alles passte dann bis etwa Kilometer 35: Übelkeit, flaues Gefühl. Kurz davor vom Rad zu steigen und für reinen Magen zu sorgen. Ich überlege was da los ist, so etwas kannte ich bisher nicht: es müssen die Gels sein, die ich bei der zweiten Verpflegungsstation gegriffen und zu mir genommen hatte. Also quäle ich mich weiter, hoffend dass die Beschwerden langsam zurückgehen. Die Strecke hat viele Double Trail-artige Abschnitte im Wald, jedoch mit nur einer Spur in der Mitte, die oft ausgefahren, nass und matschig sind. Ein üble Quälerei. Zu allem Überfluss knallt es dann auch noch, und eine Speiche im Vorderrad verabschiedet sich taumelnd. Die Felge bekommt schnell eine enorme Unwucht und eiert hin und her. Für heute wars das mit dem Heizen, der Spaß ist dahin. Demotiviert und immer noch magenseitig lädiert quäle ich mich durchs Ziel, wo Martin ebenfalls bereits mit einer gebrochenen Speiche wartet. Motivationslos hängen wir beide mit bestem belgischem La Chouffe-Bier abends vor dem Kamin ab.
Tag 2 – Ein Tag im Flow unter Freunden
Heute ists besser: nach dem Start finde ich wiederum ein gutes Tempo und Anschluss in einer Gruppe, ohne mich kaputt fahren zu müssen. So bleibt genug Energie um der für mich schönsten Etappe der drei Tage zu frönen: wunderbare Trails durch dichte Wälder und entlang der Ufer und Schluchten der Ourthe, Highspeed-Abfahrten in die Flusstäler auf schnellen, ruppigen Waldpfaden, sowie einige Downhill und Uphill-Schlüsselstellen zum Test der Bike-Skills. Obwohl mit 100km und 3000hm die härteste Etappe, fühlt es sich nicht so an. Für Unterhaltung durch kleinere Scharmützel mit anderen Fahrern ist gesorgt, und die Kilometer rauschen nur so dahin. Selbst die rutschigen und steinigen Steilanstiege und die traditionelle Durchquerung der Ourthe zu Fuß, die ich vor einigen Jahren mit wüsten niederländischen Kraftausdrücken verflucht hatte, scheinen diesmal wie eine wunderbare Episode der belgischen Trilogie des gepflegten Schindens. Es macht Spaß daher zu fliegen, und so gelingt es mir viele Rückennummern vom Start wiederzusehen und hinter mir zu lassen. Und gegen Ende ist dann auch noch die Enduro-Strecke von Maboge in die Streckenführung eingelassen, herzallerliebst. Naja, viel mehr weiß ich von dieser Etappe jetzt auch nicht mehr zu berichten…bemühe ich einfach das neudeutsche Wort „Flow“ dafür, kommt der Sache am nächsten…High Five mit Martin im Ziel, der schon wieder eine Speiche zu reparieren hatte.
Tag 3 – Ein Tag im Barz unter Freunden
Pünktlich 30 Minuten vor dem Start beginnt es heftigst zu regnen. Als der Startschuss fällt ist alles schon nass. Erschreckenderweise ist Motivation da, Sicht jedoch keine: dichtes, feuchtes Blattwerk auf dem ersten Trail hat meine Brille benetzt, von innen dampft es, null Sicht. Dem Hinterrad des Vordermann zu folgen ist keine Option, nach einem Beinahe-Crash. Also erst einmal anhalten, Brille verstauen, und weiter geht’s, wieder aufholen. Auf 69 Kilometern sind 2400hm zu vernichten, heute noch einmal mit dem mordenden Ardennschen Sägezahn-Profil in Reinkultur. Trotz der widrigen Bedingungen ist die Strecke erstaunlich gut fahrbar. Bis dann die berüchtigte Mauer von Borzeé kommt, ein kurzes aber furchtbar steiles Steilstück auf rutschigem Forstweg aus einem tiefen Tal heraus. Auch diesmal keine Chance, also absteigen und schnell hochlaufen. Schiebend wird dann oben angekommen vom Sportograf ein Foto geschossen, um die Demütigung lückenlos zu dokumentieren. Die Mauer kommt in der heutigen Etappe noch ein zweites Mal, womit die BEMC-Organisatoren den Ruf als eins der schwersten Etappenrennen in Europa lustvoll Jahr um Jahr in Stein meißeln. Dazu tragen heute auch einige Trail-Passagen bei, die in nassem Zustand viele Teilnehmer aus dem Sattel in die Botanik befördern. Bei Kilometer 60 ist der Ofen aus. Immerhin hat es aufgehört zu regnen. Mit Mühe schließe ich bergauf(!) an eine Gruppe an, die mich zuvor abgehängt hatte. Frech werden in der Gruppe auf dem letzten langen Anstieg Attacken mit Tempo-Verschärfungen gefahren. Nicht zu fassen diese Wahnsinnigen, bleiben wir dran. Dann nach der Kuppe die letzten 3 Kilometer ins Ziel, Vollgas. Zwei aus der Gruppe haben sich bei den Attacken bergauf die Kugel gegeben und fallen weg. In den schnellen kurvigen Sektionen erarbeite ich mir mit letzter Kraft einen Vorsprung, der bis zum Ziel gehalten wird. Hat das noch was gerissen für einen 57. Platz in der Altersklasse im Gesamt-Klassement? Ach…ich feiere nach 3 Tagen meinen kleinen, ganz persönlichen Sieg über 255km und 15 Stunden Fahrtzeit in einem wilden, ursprünglichen Mountainbike-Paradies.
Und Martin sicher auch, der sich jeden Tag auch erfolgreich etwas weiter vorne im Feld getummelt hat.
Wieder technische Probleme- nur diesmal nicht am Rad.
Von Tobias Rübenach
Am Pfingstsonntag wurde die 5. Auflage des Eldorado Bikefestivals begangen. Das erste mal in Angerberg, was ein Uphillfinish bedeutete. Doch von Anfang an:
Der Start um 8:30 nervös und nass. Der Wettergott hatte zwar ca. 5min vor Beginn aber ein Einsehen aber von unten blieb es nass. Es ging erst ein paar Kilometer leicht hüglig auf einer breiten Straße dahin bevor der erste rutschige und technisch anspruchsvollere Trail auf die Fahrerinnen und Fahrer wartete. Ich kam gut durch und bald befand man sich wieder auf der üblichen, Strecke. Erst ein langer Anstieg mit über 1200hm am Stück und dem steilsten Stück am Schluss. Für über 400m weit mehr als 20%.
Mir ging es gut. Die Beine fühlten sich auch gut an, so konnte ich im weiteren Verlauf in einer 4er Gruppe guten Druck machen und weiter mitführen. Erst in einem flacheren Trail musste ich die Kontrahenten leider ziehen lassen. Etwas alleine kämpfte ich mich nun über den Rest der Strecke. Ein weiterer 400hm Anstieg mit knackiger, technischer Abfahrt wartete noch. Und natürlich das Uphillfinish bei dem ich noch einen weiteren Platz einbüßen musste.
Dies bedeutete dann am Ende einen sehr zufriedenstellenden Platz 8 Ak (26 Gesamt), mit einer Zeit von 3:18h.
Gratulation an alle Finisher. War a fetzen Gaudi.
Achso: Die technischen Probleme hatte mein armer Bus :-/