Starter leiden an akutem Trailfieber

Die Beschreibung der MTB-Trilogy, die im Norden Tschechiens stattfinden soll, las sich im vergangenen Herbst abends bei einem Bierchen sehr gut “Die Etappen zeichnen sich durch eine große Anzahl an Single-Trails aus bei einem Minimum an Strassenanteil. Die Längen der Etappe sind 8km (Prolog sowie 70+80+80 und ca. 2600 HöhenmeterTag.” Anfangs waren es noch vier Mutige, die sich dieser Herausforderung stellen wollten, am Ende fuhren Peter und Martin alleine

“Wir leiden an akutem Trailfieber ….. Mensch und Material müssen hier einiges einstecken” “….. fantastisches Rennen, das in Erinnerung bleiben wird.” Solche Nachrichten erreichten uns in München während des Rennens. Nächstes Jahr stehen vielleicht ein paar mehr Helden vom Club an der Startlinie?!

Eine Trilogie in vier Teilen

Von Martin Simon

Wie ich schon in meinen vorangegangenen Berichten angedeutet hatte, stechen bei mir dieses Jahr zwei Events im Rennkalender hervor. Eines davon ist bzw. war die MTB Trilogy in Tschechien. Ich hatte bis Ende letzten Jahres noch nichts von diesem Rennen gehört, bis uns Peter darauf aufmerksam machte. Ein Etappenrennen in Tschechien, das hört sich gut an dachte ich mir, vor allem, weil ich wusste, dass tschechische Rennen meistens genau meinem Geschmack treffen, aber dazu später mehr.

Wir nahmen bereits am Dienstag die Anreise stilvoll in Peters altem VW Bus in Angriff und kamen schließlich nach ca. 7h Fahrt in Teplice nad Metuji an – ein beschauliches kleines Städtchen unweit der polnischen Grenze, eingebettet in eine wunderschöne bergige Landschaft, die wir noch kennen lernen sollten. Am Mittwoch startete das Rennen dann mit einem 12 km langem Prolog bevor es dann in die drei Tagesetappen mit jeweils Start und Ziel in Teplice n. M. ging.

Eine Sache, die uns von Anfang an wunderte war, dass das Rennen neben der Marathonwertung auch eine Endurowertung aufwies und wir uns ernsthaft fragten, ob dies auf der gleichen Strecke stattfinden sollte. Und ja, es war so. Entweder ist es also ein einfaches Endurorennen oder ein hammerhartes Marathonrennen dachten wir uns, letzteres sollte schließlich der Fall sein. Auf der regulären Marathonstrecke gab es immer wieder Endurosektionen, welche die Enduroristen auf Zeit fuhren und für uns ganz normaler Bestandteil des Rennens waren. So war es quasi schon Pflicht sich den Kurs des Prologs vorher anzuschauen um nicht allzu sehr überrascht zu werden. Kurz um, es war das was ich erwartet hatte. Eine Menge Trails, richtig schweres Terrain und die Enduroabfahrten verleihten dem Ganzen den Hauch Extrawürze.

Mir wurde schnell klar, dass ich in den Abfahrten kein zu hohes Risiko eingehen darf, wenn ich das Rennen zu Ende fahren will. Also lieber mal eine Laufeinheit mehr aber dafür sicher runter. Am Nachmittag ging es dann im Einzelstart auf die Strecke. Ich kam passabel durch ohne voll ans Limit zu gehen und war mit meinem 19. Gesamtrang / 9. Ak ganz zufrieden.

Etappe 1

Die erste Etappe startete​ am nächsten Morgen um 9.00 Uhr. Auf breiter Schotterpiste ging es zunächst recht ruhig los, es dauerte aber nicht lange bis der erste Trail uns in seinen Bann zog. Ich fühlte mich wirklich gut und war auch dementsprechend motiviert. Zusammen mit einem tschechischen Fahrer wühlte ich mich im Tunnelblick durch die Wildnis. Als wir in einem Steilstück bergauf unterwegs waren kam auf einmal ein Motorradfahrer von hinten und versuchte uns etwas mitzuteilen. Ich verstand natürlich kein Wort da ich im Tschechischunterricht regelmäßig Kreide holen war, konnte aber am Gesichtsausdruck meines Mitstreiters erkennen, dass hier irgendetwas verdammt faul war. Er teilte mir dann auf Englisch mit, das wir falsch gefahren seien, was für uns total unverständlich war, da wir die ganze Zeit die doch sehr zahlreichen Markierungspfeile gesehen hatten. Wir befanden uns aber tatsächlich schon quasi auf dem Rückweg in Richtung Ziel. Es gab, wie wir später feststellten, einige Stellen an denen sich die Strecke tangierte und genau da schienen wir die falsche Richtung eingeschlagen zu haben. Damit war die Stimmung natürlich erstmal im Keller und erst recht als wir erfuhren, dass es ca. 30min Rückweg für uns bedeutet hätte um wieder auf die richtig Fährte zu gelangen.

Mein Begleiter konnte aber mit dem Streckenposten auf dem Motorrad einen guten Deal aushandeln. So warteten wir an der Strecke bis die Fahrer, welche kurz vor unserem Fauxpas mit uns unterwegs waren an uns vorbei fuhren und schlossen uns dann wieder an, mit der Hoffnung, dass der Veranstalter Gnade vor Recht walten lässt und wir in der Wertung bleiben dürfen. Bis ins Ziel waren es dann somit auch nicht mehr allzu weit. Kaum dort angekommen beteuerten wir natürlich sofort unsere Unschuld bei der Zeitnehmung. Zum Glück konnten wir dann auch vereinbaren, dass wir in der Wertung bleiben, sofern wir unser Ergebnis in den folgenden beiden Tagen bestätigen und natürlich kein anderer Fahrer Einspruch einlegt. Damit war der erste Tag dann auch schon schneller vorbei als mir eigentlich recht war, hatte ich doch gute 25km weniger auf dem Tacho als die meisten anderen.

Etappe 2

Im Vorfeld hörten wir schon, dass Etappe 2 die Leichteste von allen ist, wobei das bei diesem Rennen nicht viel zu sagen hatte. Im Endeffekt bedeutete es dann genau so viele Trails wie am Vortag, ähnlich schweres Terrain, einzig die Abfahrten waren alle etwas flüssiger und mit geringerem Risiko fahrbar. Ich fand von Anfang an wieder gut in Tritt und konnte mich um Rang 15 platzieren. Zu Mitte des Rennens, war ich dann für ein paar Kilometer allein unterwegs und zudem etwas unaufmerksam, sodass ich ein zweites Mal die richtige Abzweigung verpasste. Diesmal fiel es mir aber recht schnell auf, da ich keine Markierungspfeile mehr entdeckte. Etwas angesäuert kehrte ich also um und fand dann auch wieder den richtigen Einstieg. Indessen hatte sich allerdings eine größere Gruppe vor mich geschoben, welche ich vorher schon deutlich distanziert hatte. Aufholjagt hieß nun also die Devise. Gesagt getan, nach ein paar Kilometern war ich fast wieder dran, aber leider eben auch nur fast. Das Zischen aus meinem Hinterreifen ließ jegliche Euphorie sofort wieder in Luft aufgehen. Nach kurzem Check konnte ich einen Stein ausmachen, der sich in meinem Reifen eingenistet hatte. Kurze Zeit später blies ich dann aber erneut zur Aufholjagt, ohne Stein, dafür mit Maxalami im Reifen. Da meine Beine immer noch gut drehten war der Anschluss an meine Vorderleute auch bald wieder hergestellt. Da mir aber in den Kurven stetig etwas Luft am Hinterrad entwich, musste ich schließlich an der letzten Verpflegungsstation nochmal nachpumpen. Somit war in den finalen Kilometern nicht mehr allzu viel drin. 2 Leute konnte ich noch einsammeln, bevor ich dann mit gemischten Gefühlen durchs Ziel rollte. Ohne die beiden Zwischenfälle, wäre mehr drin gewesen.

Am Abend versuchten Peter und ich dann mit einer Massage unsere Beine wieder auf Vordermann bringen zu lassen, denn schließlich stand am vierten Tag noch die längste Prüfung bevor.

Etappe 3

Am Morgen ging es wie schon die anderen Tage bei perfekten Rennwetter zunächst in einen längeren Anstieg. Dort konnte ich das eher gemächliche Tempo der Spitze mitgehen und mich gut platzieren. Im darauffolgenden Trail zerriss sich dann aber wieder das Feld.

Die Massage schien geholfen zu haben, denn ich fühlte mich erneut gut, zudem machte die Strecke ein weiteres Mal richtig, richtig Laune. Der Rennverlauf war dann fast schon langweilig bis wir an eine recht schwierige Endurosektion gelangten. Ich befand mich schon im steilsten Stück, als ich hinter mir sah, wie einer meiner Mitfahrer an einem Felsvorsprung hing und drohte abzustürzen. Mir blieb in diesem Moment das Herz fast stehen, ich war jedoch schon zu weit entfernt um helfen zu können. Gott sei Dank war ein Streckenposten schnell zu Hilfe und zog ihn samt Bike wieder auf sicheres Terrain. Wir warteten selbstverständlich und nahmen ihn dann wieder mit in unseren Zug auf. Hier wurde mir mehr als deutlich, dass trotz aller Vorsicht und auch durchaus vorhandenen Absperrungen die Gefahr immer mit fährt.

In den folgenden Kilometern leistete ich dann nochmal ziemlich viel Führungsarbeit, auch in der Hoffnung, mich ein wenig absetzten zu können. Dies gelang mir zwischenzeitlich auch immer wieder, aber eben nicht entscheidend. Ich merkte dann eher, dass mein Tank schon auf Reserve war und mir langsam aber sicher der Saft ausging. In den letzten beiden Steigungen sah ich somit auch nur noch die Hinterräder meiner Begleiter. Das konnte aber meine Freude über die Zieldurchfahrt und die absolvierten 4 Tage auch nicht mehr trüben.

In der Endabrechnung reichte es dann schließlich für einen 13. Platz in der Gesamtwertung und einen super 4. Platz in der zahlenmäßig am stärksten vertretenen Senioren 1 Altersklasse. Auch wenn das Ergebnis mit der ersten Etappe einen kleinen Makel hat, fällt das Fazit nach 4 Tagen, rund 230km und 8500Hm durchaus sehr positiv aus, nicht zuletzt, da dieses Rennen mit seiner Strecke und seinem Konzept deutlich zwischen anderen hervorsticht. In Deutschland wird man solch ein Rennen vergeblich suchen. Ich glaube hier bin ich nicht das letzte Mal gefahren!!!