Was am Ende bleibt, wenn die Pfeifen nicht mehr trillern, der Staub sich gelegt hat und die Federung wieder stillsteht, ist — sicher ein Ergebnis, dafür sind wir ja gekommen, aber — es sind vor allem die Erinnerungen, die Eindrücke, die Höhen und Tiefen die so ein Rennwochenende mit sich bringt. Und in unserem Fall, und das ist wirklich klasse, bleibt auch noch, dass das nicht ein Einzelner alleine durchmachte, sondern drei Freunde gemeinsam. Das ist in einem Sport wie DH außergewöhnlich und darf hier erwähnt werden. Und unsere Ergebnisse sind für das erste Rennen auch außergewöhnlich, doch dazu später mehr.

Zunächst, wie bin ich auf den Titel für diesen Beitrag gekommen. DH als Teamsport? Unbedarfte würden Downhill eher als klassischen Einzelsport einordnen. Sicher, am Ende liegt es am Fahrer einen sauberen Lauf ins Ziel zu bringen. Allerdings sind auch die Profi-Downhill-Teams immer mit mehreren Fahrern am Start. Dazu kommen die Mechaniker, Betreuer, Trainer, etc. pp. Es wird im Profi-Bereich mittlerweile ein riesiger Aufwand betrieben. Einen eigenen Mechaniker hat der MTB-Club München noch nicht. Wird’s auch so schnell noch nicht geben ;-). Teambus mit Swimmingpool im Dachgeschoss haben wir auch noch keinen. Allerdings, auf der Haben-Seite stehen die Familien, Eltern die mit im Ziel sind, der Vater der mit an den Start hoch kommt, und selbst noch zwischen drin Zeit findet für einen Berglauf, und die Jungs, die sich selber gegenseitig pushen und über die richtigen Linien diskutieren, Trainingsläufe gemeinsam absolvieren und Felix Heine’s Tipps so gut wie verinnerlicht haben (Anm.: sechs Tipps für Downhill-Racer, die Felix für uns zusammengestellt hat).

Wer bis hier hin nun mitgelesen hat, bekommt nun eine kurze Übersicht, wie ich das Wochenende 8./9. Juli miterlebt habe — von der Seitenlinie aus, und recht frei aus dem Gedächtnis heraus:

  • Samstag, 18h — Gebannte Blicke aufs Handy. Seeding Run müsste doch schon durch sein (Anmerkung: der Vorlauf am Samstag um die Startreihenfolge festzulegen). Ich war noch bei einem Freund in Ingolstadt auf der Feier, kam mir fast schon peinlich vor, fortwährend das Handy zu checken
  • Samstag, 19h — WHAAAT?! Platz 3, 10 & 11 im Seeding Run? Sicher, wir hatten davor schon auf der Strecke trainiert, aber so ein Ergebnis im Vorlauf … Mega.
  • Sonntag, 6h — Noch Werkzeug ins Auto gepackt, für den Fall der Fälle, und ab geht’s über die freie Autobahn Richtung Österreich
  • Sonntag, 9.40h —  Nach dem das Auto weggeparkt ist, direkt zur Reiterkogelbahn, an der das Rennen auf der Pro Line stattfindet. Aktuell finden aber noch die Trainingsläufe statt, bis 11 Uhr.  Beim Anstehen zur Bergbahn schon eine riesige Schlange, da war’s schon mal schwer unsere Fahrer zu finden. Nach zweimaligen checken sämtlicher Jerseys war ich überzeugt dass sie nicht darunter sind. Also per Pedes hoch den Berg.
  • Sonntag, 10.00h — Okay, da sind sie. Das ist eindeutig Tymothé der grad in den Anlieger zubraust. Soll ich anfeuern oder was sagen? Es ist sonst recht still. Nur die Streckenposten sind da. Ich entschließe mich besser nichts zu sagen, um nicht abzulenken. Also zuschauen.
  • Sonntag, 10.10h — Unten im Ziel dann finden wir sie. Kurz ausgetauscht über die Strecke, Lennart hat seine zwei Trainingsläufe schon durch, Konsti und Tymothé fahren noch einmal. Ich geh derweil mit meiner Freundin schoppen. Haha, haben wir wirklich gemacht ;-).
  • Sonntag, 12h — Noch vor dem Rennen etwas zur Ruhe kommen. Gemeinsames Essen, jeder kennt seine Startzeit und es war noch Luft. Kurz über die Renntaktik gesprochen.
  • Sonntag, 12.45h — Zuerst halb hoch gewandert an der Strecke, um eine gute Foto-Location zu suchen. Meine Freundin Aida übernahm die Kamera, und damit die Aufgabe der Fotografin. Ich bin wieder runter um mit der Bergbahn zum Start zu kommen.
  • Sonntag, 13.20h — So langsam geht’s Richtung Rennstart. Die Startzeiten waren 13.57, 13.58 und 14.02 … Die Nervosität steigt an, nicht nur bei den Fahrern, sondern auch bei mir. Nur irgendwie, anders. Fühlt sich an als ob man selber fahren würde. Aber man weiß ja genau, man tut es nicht. Trotzdem ist diese Ungewissheit da. Kommen alle gut durch? Technisch an den Bikes alles einwandfrei? Wie hat die Strecke sich verändert?
  • Sonntag, 13.50h — Noch ein kurzer Handschlag, allen viel Glück & Erfolg gewünscht. Es geht los.
  • Sonntag, 13.57h — Tymothé ist gestartet, nach seiner Taktik die ersten drei Kurven sicher gefahren, um reinzukommen, danach dreht er auf.
  • Sonntag, 13.58h — Konsti ist dran. Sein Startfenster. Die Uhr piepst, schon zu lange, er kommt raus, löst die Zeitnahme aus, doch da bleibt er wieder stehen ?! Und zieht erst seine Handschuhe an!!! Erst schauen sich alle an, was ist jetzt los, dann ruft er “******” und braust los, schallendes Gelächter, und nimmt die ersten paar Kurven direkt mit Topspeed. Eigentlich, so gesehen gut gemacht, er hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und hätte er länger gewartet und sein Startfenster verpasst -> Disqualifikation. Das ändert aber nichts daran dass man die Handschuhe vor dem Rennlauf hätte anziehen sollen. 😉 😉
  • Sonntag, 14.02h — Lennart steht am Startgate. Die Uhr fängt gerade an zu piepsen, eins, zwei, zack er ist raus und weg. Nach drei Kurven im Wald verschwunden.
  • Sonntag, 14.03-10h — Jetzt lerne ich, was es heißt, bei einem Mountainbike-Abfahrts-Rennen an der Seitenlinie zu stehen. Man sieht die Fahrer nur für einen kurzen Augenblick, nur einen Ausschnitt und sofort sind sie vorbei. Sofern man nicht im Ziel wartet weiß man nichts über den Ausgang der Läufe. Also wieder rein in die Gondel, raus und wieder hoch in den Zielbereich, und alle wieder gefunden, für mich schon mal super happy, da alle das Rennwochenende verletzungsfrei überstanden hatten. Und das ist zunächst einmal das Wichtigste.
  • Sonntag, 14.15h — Ergebnisse sind bekannt:
    Lennart 5. Platz, Konstantin 12. Platz (trotz Handschuhe vergessen und Kettenklemmer) und Tymothé 28. Platz (leider Kette komplett blockiert, und danach aus einer Kurve gerutscht)

Hinter dem Seeding Run blieben die Ergebnisse im Finallauf sicher etwas zurück, aber wir hatten mit wechselnden Bedingungen und technischen- und organisatorischen Problemen zu kämpfen. Das wichtige ist der Erfahrungsaufbau, und dass alle die Abläufe an so einem eng getaktetem Rennwochenende mal mitmachen. Davon profitiert man bei den weiteren Rennen. Wir haben auch vorher die Erwartungen der Jungs abgefragt, und die wurden mit den Platzierungen letztlich erfüllt oder übertroffen. Natürlich hatte der Seeding Run die Erwartungen hochgeschraubt, aber das ist unterm Strich ein Top Resultat für das erste Rennen 2017. Von mir persönlich auch einen herzlichen Glückwunsch an unsere Fahrer, ihr habt die Chance das Ergebnis aus dem Seeding Run zu erreichen oder zu verbessern, wenn alles zusammenspielt.

Und gäbe es eine Team-Wertung in der Altersklasse “Youth U17”, dann wäre uns eines sicher, und zwar der 1. Platz in der Team-Wertung!

(Kein anderes Team war mit mehr als 2 Fahrern am Start, und schon gar nicht so erfolgreich).

 

 

 

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