Mehr geht immer – eine Alternative zum Strand-Urlaub

Nach einem Rennen wie der MTB-Trilogy in Tschechien oder der Salzkammergut-Trophy legen viele Sportler erst mal die Beine hoch – nicht so Tobias, Martin und Peter, die bereits kurze Zeit später ein weiteres Abenteuer angingen.

So wählten Martin und Peter die Sudety-Bike Challenge im Süden Polens, ein Etappenrennen über 6 Tage, was ja schon mal ziemlich anstrengend klingt (und auch ist). Erschwerend kam das Wetter hinzu, sehr viel Regen und Schlammschlachten. Das hat sie jedoch nicht daran gehindert das stylische Finisher-Shirt izu erhalten (O-Ton Peter).

Tobias hingegen setzte alles auf einen Tag und bestritt mit einem Freund das 12. Rennen in Diessem und kletterte am Ende auf den dritten Platz.

Sudety Challenge 2017 – ne harte Nummer

Von Martin Simon

Es soll ja Leute geben, die in ihren Urlaub den ganzen Tag am Strand verbringen und dabei ihre Erholung finden. Andere wiederum stehen eher auf Bewegung und etwas Abendteuer. Ich zähle dann eher zur zweiten Spezies, würde man sonst seinen Urlaub mit MTB Rennen fahren verbringen, wohl eher nicht!?

Es waren kaum 2 Wochen seit der MTB Trilogy vergangen, da ging es erneut für Peter und mich gen Osten ins polnische Kudowa Zdrój, wo die diesjährige Sudety MTB Challenge startete, unweit von dem Gebiet, wo wir uns schon bei der Trilogy durch das Gebüsch geschlagen haben. Die Sudety Challenge ist ein 6-tägiges Etappenrennen, welches für seinen hohen Trailanteil und seine anspruchsvolle Strecke bekannt ist. In diesem Jahr galt es dabei 350km und 10500Hm zu bewältigen, die sich auf einen Prolog am ersten Tag und 5 weitere Etappen verteilten. Peter und ich wählten die „Luxusvariante“ mit organisierter Hotelübernachtung und Verpflegung, sodass es uns an nichts fehlte und wir uns wirklich aufs Rennen fahren konzentrieren konnten.

Wir reisten bereits am Samstag an, um dann am Sonntag entspannt den Prolog in Angriff zu nehmen. Von der Trilogy hatten wir gelernt, dass ein Streckencheck hier fast schon Pflichtprogramm ist.

Prolog – kurz und knackig!

Der Prolog fand wie schon erwähnt in Kudowa Zdrój statt, einem beschaulichen Kurort mit reichlich Touristen. Die nur ca. 5km lange Strecke war in der dortigen Parkanlage angelegt. Ein echt spaßiger Rundkurs ohne zu große Herausforderungen. Wir schlugen uns bis zu unseren Startzeiten am Nachmittag etwas die Zeit tot, bevor wir uns dann ca. 18min auf dem Kurs die Seele aus dem Leib fuhren. Ich kam ganz gut durch und war mit dem 11. Gesamtrang und dem 9. Platz in der AK mehr als zufrieden. Ein guter Start also!

Erste Etape – das Warm-Up

Die erste Etappe von Kudowa Zdrój nach Stronie Slaskie war zugleich die längste mit 80km. Sie sollte laut Veranstalter eine der leichteren sein und auf das Rennen einstimmen. Durch meine gute Platzierung am Vortag konnte ich wie auch alle anderen Tage aus dem ersten Block starten. Dort befanden sich auch bekannte Namen wir der niederländische Ex-Straßenprofi und mehrmalige Torteilnehmer Erik Dekker oder der Niederländer Rudi van Houts. Ohnehin war das Fahrerfeld extrem international. Die vertretenen Nationen reichten von Spanien über Irland bis Russland und Litauen.

Dementsprechend tat ich mich natürlich anfangs schwer mich einzuordnen und ich war gespannt, wo ich mich während des Rennens wiederfinden werde. Nach dem Start folgten zugleich die ersten Trails, die teilweise steil anzogen und immer wieder zum Absteigen zwangen. Nachdem ich meinen Rhythmus und auch eine gut funktionierende Gruppe gefunden hatte schossen wir mit hohem Speed über das schnelle Mittelteil der Strecke. Zum Schluss wartete dann noch ein finaler Anstieg. Anfangs richtig steil und dann gemäßigt. Ich hatte noch gut Körner im Tank, sodass ich diese nutzte , um mich von meiner Gruppe zu lösen und die letzten Kilometer allein zu absolvieren. In Stronie Slaskie angekommen, konnte ich dann einen erneut für mich sehr guten 12. Gesamtrang verbuchen.

Zweite Etappe – immer schön im Bach entlang!

Die 2. Etappe war ein Rundkurs rund um Stronie Slaskie, was für uns bedeutete, dass wir zwei Nächte im gleichen Hotel bleiben durften. Nachdem es die gesamte Vornacht wie aus Eimern geschüttet hatte, war klar, dass es heute kein Zuckerschlecken werden würde. An den ersten Steigungen kamen uns dann auch in den Fahrspuren Bäche entgegengelaufen, es regnete zeitweise noch und auf den Gipfeln war durch den Nebel die Sicht auf teils 20m begrenzt. Alles kein Grund zum Bummeln dachte ich mir und versuchte Tempo zu machen. Allerdings tat ich mich doch etwas schwer richtig auf Betriebstemperatur zu kommen. Als dann aber die ersten Trailabfahrten auf uns warteten blühte ich auf und machte dort immer wieder Boden auf meine Verfolger gut. Wie fast jeden Tag führte ein Teil der Strecke entlang der polnisch-tschechischen Grenze. Immer eine Art Kammtrail, immer richtig schön aber auch immer richtig fordernd. Der Körnersack lehrte sich also stetig! Am Schlussanstieg, der diesmal sehr gemäßigt anzog und mir somit entgegenkam war wieder Leute einsammeln angesagt. Die Aktion endete dann auf dem 13. Gesamtrang. Es läuft, dachte ich mir!

Dritte Ettape – die Königliche

Dieser Teilabschnitt war durch den Veranstalter als Königsetappe betitelt worden. Der zuvor schon angesprochene Grenztrail sollte gleich mit 20km am Stück auf uns warten und uns das Leben schwer aber zugleich auch spaßig machen. Ich wollte mir heute zu meinem Geburtstag selbst ein Geschenk machen und ein gutes Ergebnis einfahren, zumal die schweren Streckenverhältnisse für mich sprachen. Ich kam auch richtig gut in Tritt und positionierte mich gut. In den ersten Kilometern des langen Trails stellte ich allerdings fest, dass meine Schaltung anfing zu haken und auch ständiges Nachstellen am Shifter keine Abhilfe schaffte. In einer Schiebepassage ließ dann ein Blick auf das Schaltwerk nichts Gutes erahnen. Der Schaltzug hing am berühmt berüchtigten seidenen Faden. Ich sah nun schon alle Fälle davon schwimmen, waren es doch noch gut 50km bis ins Ziel. In den darauffolgenden Kilometern machte ich mir dann nur noch Gedanken, wie ich am besten das Problem mit dem Schaltzug löse und versuchte nur wenig und wenn dann extrem vorsichtig zu schalten. Das führte dazu, dass ich überhaupt nicht mehr bei der Sache war und teilweise dumme Fahrfehler machte. Zum Glück nahte aber meine Rettung bei Kilometer 35. An der 2. Feed Zone stand der technische Service. In gut 4min hatten die Jungs mir einen neuen Schaltzug verpasst und ich konnte meine Aufholjagt starten. Offensichtlich war ich nun aber zu sehr fokussiert, sodass ich eine Abbiegung übersah und (mal wieder J) die falsche Richtung einschlug. Bis ich dies allerdings schnallte, verging eine ganze Weile! Ich hätte mir selber in den Arsch treten können, konnte es aber gerade noch auf die Pedale abwälzen. Damit war Teil 2 der Aufholjagt angesagt! Die Wut im Bauch verhalf mir dann auch im Eilzugtempo einige Fahrer vor mir einzukassieren. Zu mehr wie Platz 23 reichte es dann aber nicht mehr. Ohne die etwa 15min Zeitverlust hätte es heute in die Top 10 gereicht, aber hätte, hätte Fahrradkette…..

Vierte Etappe – Wiedergutmachung ist angesagt

Nach den beiden Ausrutschern auf dem vorigen Teilstück wollte ich natürlich Wiedergutmachung. Dazu blieben mir aber heute 5km weniger zur Verfügung, da durch die heftigen Regenfälle in der Nacht die Strecke gekürzt werden musste. Darüber war aber keiner, auch ich nicht, wirklich böse. Auch die verbleibenden 50km forderten alles von uns ab. Der extrem schnelle Anfangsteil war dabei die geringste Schwierigkeit, vielmehr dass nun folgende Bergaufstück, mit nie enden wollenden Tempo- und Rhythmuswechseln. Ein mit handballgroßen Steinen ausgefüllter Hohlweg stellte dabei die Krönung dar. Spätestens jetzt waren wir also angekommen bei der Sudety! Darauf folgten dann noch endlose Schlammlöcher, welche nun aber auch schon fast nicht mehr störten. Man war eh von oben bis unten mit Schlamm paniert. Ich dachte mir nur, genau meine Bedingungen und setzte noch einen drauf. Dies verhalf mir dann auch zum ersten Top 10 Ergebnis (Platz 9 gesamt, 8. Ak).

Diesmal hatten wir zudem noch ein richtig schön gelegenes Hotel mit angeschlossener Brauerei, sodass der Regeration nichts im Wege stand! Prost! J

Fünfte Etappe – da geht noch einer!

Nach der gestrigen Etappe hatte ich gemerkt, dass meine Kräfte noch nicht nachlassen. Im Gegenteil, die Beine drehten fast von Tag zu Tag besser. In der Gesamtwertung stand ich bis dato auf einem schon ordentlichen 12. Gesamtrang. Vor mir ein junger Schweizer mit gut 5min Vorsprung. Zuviel, dachte ich. Hinter mir zwei Schweizer mit 20 bzw. 50 sec. Rückstand. Gefährlich, dachte ich! So war also oberstes Hauptziel die Position abzusichern und wenn möglich ein gutes Tagesergebnis einzufahren. Der letzte Abschnitt sollte einer der leichteren sein, nicht aber mit den heutigen Wetterbedingen. Starkregen, Wind und Schlamm, Schlamm und nochmals Schlamm machten es alles andere als leicht. Von Beginn an konnte ich heute vorn mitfahren und behielt die Spitze lange in Sicht. Schnell ließ ich Einige hinter mir, die die letzten Tage weiter vorn lagen als ich. Meine Beine taten es dem Regen gleich und drehten richtig auf. Als ich in einer der vielen Schlammpassagen an dem in dem Gesamtwertung führenden Dänen vorbeischoss, hatte ich richtig Blut geleckt. Im weiteren Rennverlauf fuhr ich aber zunächst weiter brav in meiner Gruppe mit, da ich um den schweren Schlussanstieg, den ich schon von der Trilogy kannte, wusste. Ein paar meiner Mitstreiter konnte ich dort auch abschütteln bzw. weitere einsammeln. In der letzten Abfahrt wollte ich dann den Rest stehen lassen. Nur dumm, dass die beiden im Team fahrenden Russen, welche mit mir unterwegs waren signalisierten, dass wir falsch gefahren seien. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung erblickten wir aber doch wieder eine Markierung. In der Zwischenzeit hatte leider wieder 2 Leute aufgeschlossen. Ich bließ daraufhin direkt zum Angriff, knallte die letzten Abfahrten hinunter, drückte die letzten Gegenanstiege hoch und rollte schlammverschmiert, durchnässt, ausgelaugt aber extrem zufrieden mit Platz 8 gesamt (7.Ak) durch den Zielbogen in Kudowa Zdrój, wo wir vor 6 Tagen gestartet waren. Ich konnte mit diesem Ergebnis dann auch tatsächlich noch den Schweizer in der Gesamtwertung vor mir verdrängen und den 11. Gesamtrang verbuchen.

Auch Peter rollte wenig später über die Ziellinie, sodass wir gemeinsam auf eine super geile Woche zurückblicken können, die uns wohl lange in Erinnerung bleiben wird!

Wer brauch schon Strandurlaub?!

Klare Ansage: So schnell wie möglich ohne jedoch zu überdrehen

Von Tobias Rübenach

Am 29.07.2017 war es wieder soweit. Zwei Wochen nach der Salzkammerguttrophy ein weiteres Highlight. Die Diessener 12h MTB-Europameisterschaft. Ich hatte mit meinem Trainingskollegen Alex ausgemacht einen Start im 2er Herren Team zu riskieren. Dieses Vorhaben hat sich stark in dem Entschieden was er und ich die letzten 3 Jahre ausschließlich getan haben. Lange und pausenlos Fahrrad zu fahren, in einen eigenen Rhythmus kommen und dort die Leistung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Dank der starken Vorleistungen von uns beiden an der SKGT- Extrem waren wir jedoch sehr motiviert. Und so ging ich um 8:00 aus der zweiten Reihe an den Start. Die Ansage war klar: So schnell wie möglich, ohne zu überdrehen Gas geben. Das Tempo der Spitze und die Strecke waren von Anfang an brutal. Vollgas gings in ein Wiesenstück bergab vom Ziel aus, weiter auf einem etwa 200m langem Anstieg in einen Wald, schnelle Abfahrten, fiese Rampen (immer und immer wieder…), noch ein längerer Anstieg mit, aufgrund des Regens der letzten Tage tiefem Boden und Wiesenpassagen die voller Schläge waren… Insgesamt 140hm auf 7,7km. ein langes Rennen kam auf uns zu. Nach einem guten Start und Wechseln im 1er Rhythmus (1 Runde Alex, 1 Runde ich…), konnten wir als es an die 6 h ging diesen Rhythmus, an Platz 2 liegend nicht mehr weiter gehen und unser Abstand auf die führenden begann stark anzuwachsen. Der Boden hatte in der Zwischenzeit, durch die warmen Temperaturen und die vielen Athleten die Konsistenz von Kaugummi. Wir stellten auf 3er Rhythmus um, was uns über das schlimmste Tief hinweg half. Ab der Stunde 8 fühlte ich mich wieder besser und jetzt im 2er Rhythmus konnten wir den Abstand auf Platz 4 stabil halten. Die Strecke wurde gegen Ende auch richtig gut und so konnte ich am Ende noch 4 schnelle Runden raus hauen. Am Ende schafften wir 37 Runden und kamen auf Platz 3.

Überglücklich und stolz das es doch noch so ausgegangen ist.

Gratulation auch an Vanessa Habl, die sich erneut den Sieg in der Hauptklasse der Damen sichern konnte, und an Thomas Enzinger der in der Master-Klasse gekämpft hat wie ein Löwe und berechtigter Weise stolz und zufrieden ist!