Ladies Only: 3-Länder-Enduro Camp am Reschensee

Tag 1 – Donnerstag 28. Juni von Sara

An einem eher grauen, nassen Donnerstagmorgen sind wir – 6 Mädels vom MTB-Club München – in aller Herrgottsfrühe zum ersten Mädels-Bike-Wochenende am Reschenpass gestartet. Bei unserer Ankunft am Reschenpass einige Stunden später war es schon etwas freundlicher, aber immer noch sehr frische 14 Grad!

Vom Treffpunkt am Hotel am Reschensee sind wir zunächst nach Nauders zur Bergkastellbahn gerollt. Oben an der Bergstation der Bergkastellbahn angekommen war es leider immer noch recht grau und noch ein bisserl kühler – Schoner und ALLE verfügbaren Jacken etc. wurden übergezogen und einige haben gleich auch die dickeren Handschuhe angezogen. Bevor es dann richtig losgehen konnte, haben wir uns (zur Bestätigung aller Stereotypen) von ein paar netten Herren noch etwas Erste Hilfe für Tini’s Radl erschnorrt. Dann endlich, endlich sind wir mit der Abfahrt ins Tal via Almtrail und Bergkastelltrail gestartet. Ein genial flowiger Einstieg in unser Bike-Wochenende!

Nach der erneuten Auffahrt und der noch nicht ganz verdienten (aber sehr notwendigen) Einkehr bei der Stieralm ging es Richtung Bunkertrail. Wir haben uns die krassen Höhenmeter (laut Karte 20 hm, laut post-Mittagessen Beinen gefühlt mindestens 200 hm) hochgequält und haben dann das erste Mal Bekanntschaft mit Maikas Lieblingen, den Südtiroler Wildpferden, gemacht. Zwar auf den ersten Blick zahm und zurückhaltend – aber ein großer Sicherheitsabstand ist bei gefährlichen Wildtieren immer sinnvoll! Auf dem Trail konnten wir neben den ersten steileren und felsigeren Passagen auch die Überbleibsel der früheren Grenzsicherungen (Panzersperre) und eine alte Bunkeranlage durch- bzw. umfahren. Schengen-Biken vom Feinsten! Auf diesem grandiosen Trail gings für uns dann hinunter und zurück zum Reschensee.

Unten angekommen, hatten drei von uns noch ein bisschen Power in den Beinen und haben schonmal den Schönebentrail auf der anderen Talseite getestet. Leider mit dem ersten Platten des Wochenendes – Aufwärmübung für Ana und Maika, die in den kommenden Tagen noch einige Pannen (immer im Rekordtempo) behoben haben.

In unserem Hotel waren wir nicht die einzigen MTBler, denn eine gefühlt riesige Truppe Männer ist abends auch in ihr Endurocamp mit Holger Meyer und den Rasenmähern gestartet. Holger war möglicherweise etwas traurig, dass wir nicht mit ihm gefahren sind?!

Pünktlich zum Abendessen sind unsere beiden Nachzügler eingetroffen und wir konnten endlich in kompletter Besetzung auf das bevorstehende GEILE Bike-Wochenende anstoßen!

Tag 2 – Freitag 29. Juni von Tini

Am zweiten Tag schlugen wir uns erst mal den Bauch am reichhaltigen Frühstücksbuffet voll, wohlwissend dass uns eh die Bahn den Berg raufbringt. Nach dem Bike-Check ging es – für Maika, Ana und Steffi erneut, für den Rest von uns das erste mal – den Schönebentrail runter. Der machte mit seinem griffigem Waldboden und einigen kniffeligen Wurzelpassagen allen viel Spass, und bot an einer Stelle auch die Möglichkeit die Sprungtechnik mit sicherer Landung zu üben. Danach konnten Maika und Ana dann auch noch ihre mechanischen Kenntnisse unter Beweis stellen, als es galt eine gerissene Kette und einen Platten zu reparieren. Unten angekommen, ging es nochmals mit der Bahn hoch, den halben Trail in gesteigertem Tempo runter und dann auf der Forststrasse hinauf zur Reschner Alm. Nach den 300 Höhenmetern war der leckere Kaiserschmarrn einfach nur ein Traum in gelb! Noch ein kurzer Anstieg und wir waren am Beginn des berühmten 3-Länder-Enduro Trails welcher alle Versprechen hielt. Durch eine wunderschöne Wald- und Wiesenlandschaft schlängelte sich der meist wurzelige Trail der dank des trockenen Wetters gut gefahren werden konnte und schneller vorbei war als uns lieb war. Den Rest der Abfahrt gings dann auf dem oft flowigen unteren Kreuzmoostrail entlang nach Nauders. Zurück zur Unterkunft bot sich dann für die, die noch nicht genug hatten, wieder die Auffahrt mit der Bergkastellbahn und die Abfahrt über den Alm- und Plamorttrail („Bunkertrail“) an, wo die nun bekannten kniffligen Stellen im Nu gemeistert wurden.

Tag 3  – Samstag 30. Juni von Maika

Am dritten Tag hängen alle anfangs etwas in den Seilen. Schwere Beine und Muskelkater ziehen sich bei allen Mädels durch. Also beschließen 4 Mädels die Abfahrt zu nehmen und 4 Mädels auf der Stieralm in der Sonne noch einen weiteren Kaffee am morgen zu genießen. Die noch motivierten 4 Mädels nehmen den Bergkasteltrail ins Tal. Dieser ist flowig und gemütlich, bietet kleinere Herausforderungen in Sprüngen oder kleinen Steinfeldern. Unten angekommen, entscheiden auch die 4 motivierten Mädels erst einmal eine Pause einzulegen und warten auf den Rest der Gruppe. Gemeinsam rollen wir nun also nach Nauders ein und nehmen die Mutzkopfbahn bergauf. Wir beginnen bergab mit dem Kreuzmoostrail bis zum Riatschhof für eine lange und ausgiebige Pause in der Sonne. Der Abschnitt nach dem Ritaschhof hat es in sich. Stufen und verblocktes Gelände. Zum Abschluss des Tages geht es für fast alle noch ein letztes Mal bergauf mit der Bergkastelseilbahn und den Plamort- und Bunkertrail zurück ins Hotel.

Tag 4 – Sonntag, 1. Juli 2018 – Zwei Wege führen zur Haideralm von Dani

Für den letzten Tag aktivieren wir nochmal unsere doch mittlerweile etwas strapazierten Beine und geben wie immer Vollgas. Als Abschluss unseres Urlaubs und weil wir ja auch Sparfüchse sind, wünschen wir uns eine Tour: Das Ziel ist die Haideralm (2150m).
Letztes Frühstück, Bikes klar machen, zampacken und los geht’s. Gemeinsam rollen wir uns gegen den Uhrzeigersinn um den Reschensee ein. Am Staudamm des Sees (1500m) teilen wir uns in zwei Gruppen: „Shuttler“ und „Treter“. Die Verteilung: 3:5.
Über asphaltierte Straßen und Forstwege geht’s in knappen Höschen, bei gefühlten 35 Grad und strahlendem Sonnenschein 650 Höhenmeter bergauf. Anfangs läufts im ersten Gang noch ganz geschmeidig, später werden die Bikes geschultert. Oben treffen wir uns alle wieder. Die „Treter“ erkennt man auf den ersten Blick – leichte Rötungen im Gesicht und transpirierendes Gesamterscheinungsbild.
Nach der Mittagspause mit Pasta und der besten Johannisbeerschorle ever, präparieren wir uns für den Weg bergab: Schoner an, Bikecheck, Sattel runter. Auch jetzt teilen wir uns in zwei Gruppen: blau und schwarz. Die Verteilung: 5:3. Wer als „Mimimi“ dachte, blau wär die „easy-ich-muss-mich-nicht-mehr-konzentrieren-Variante“ hat sich getäuscht. Der Trail doch ziemlich anspruchsvoll und so staubig, dass es beim flowen der Hinterfrau ganz schön in der Nase kitzelt. Nach der letzten Abfahrt kommen beide Gruppen zufrieden, unverletzt und pannenlos unten an. Zurück geht’s um den See wieder zum Hotel. Beautyprogramm für unsere Bikes, alles entstauben, fertig packen, einladen und kurzes Durchschnaufen mit Kaffeepause.
Es ist Sonntag, 15 Uhr. Noch viel zu früh um Heim zu fahren. Der Reschensee, fast vor unserer Hoteltür, bietet sich für eine letzte Erfrischung an. Ein durchaus spürbarer Gruppenzwang befördert alle 8 ins eiskalte Wasser.
Platte Reifen, gerissene Ketten, tote Bremsen, kleine Bauchlandungen, lange Anfahrtswege, grüne T-shirts – nichts hat uns aus der Bahn geworfen. Gemeinsam haben wir unsere Komfortzonen verlassen, sind besser geworden, haben Ängste überwunden und Selbstvertrauen gewonnen!
Da war nicht irgendein Team unterwegs – das war Familie Westphal 🙂