MTB-Club Fatbike-Tour im Chiemgau, 04.02.2017

Wie fährt sich eigentlich ein Fatbike? Diese Frage haben sich viele schon gestellt. Spätestens seitdem die dickbereiften Bikes auch regelmäßig an der Isar in München zu sehen sind. Also einfach mal ausprobieren, das ist an diesem Samstag Anfang Februar unser Plan. Gesagt – getan!

Über unseren MTB-Club Partner Happytrails im Chiemgau bekommen wir günstige Tarife für einen Schwung Leihbikes.

Wir stehen pünktlich zu zehnt um 9.45h am Happytrails Büro und Andy baut die letzten Boliden noch zusammen. Wir staunen nicht schlecht, als wir sehen, dass wir mit nagelneuen Fatties ausgestattet werden. Die Varianten sind auch toll: Vom kompletten Fat-Hardtail mit Starrgabel, über solche mit Federgabel bis zum Fat-Fully ist alles dabei. Wir können uns also super durchtesten. Auch alle Größen hat der Andy parat und so bekommt ein jeder das passende Gerät und die nötige letzte Justierung des Bikes noch vor Ort.

Dann geht’s endlich los. Wir radeln durch Aschau und wollen über den Aschauer Höhenweg Richtung Frasdorf und weiter über die Rodelpiste zur Frasdorfer Hütte.

Das Gerät ist für alle neu und ungewohnt, fährt sich aber in der Ebene schon mal nicht schlecht. Die Reifen sind fett und summen laut. Der erste kleine Anstieg ist auch kein Problem. Wir sind ja gespannt, wie es über den Schnee läuft und haben hohe Erwartungen. Die erste geschlossene Schneedecke zu befahren ist dann interessant und auch ein wenig ernüchternd. Von wegen, da pflügt man mit dem Fatty einfach durch. Sobald der Schnee tief und etwas weicher wird, ist auch mit dem Fatty Schluss. Also haben wir die ersten Schiebeeinlagen zu absolvieren. Die Motivation wächst aber wieder, als wir sehen, dass es sich über leicht festeren Schnee und mit ein bisschen Tempo doch schon besser fährt. Aber mal sehen, wie es bergauf geht.

Der Anstieg zur Frasdorfer Hütte ist nicht schwer und als Rodelpiste auch im Winter festgetreten. Dachten sich die Guides zumindest. Durch die Regenfälle und Frost der letzten Woche hat sich die Piste in eine einzige Spiegeleisfläche verwandelt. An einigen Stellen müssen wir deshalb unweigerlich absteigen und schieben, das meiste geht jedoch gut zu fahren. Die ersten Ausrutscher und Bodenkontakte sind allerdings nicht zu vermeiden. Wir arbeiten uns mit den Fatty aber doch ganz gut nach oben. Die dicken Reifen geben guten Halt und die Hinterräder haften sobald das Eis leicht angetaut ist oder etwas Dreck darauf liegt. Gefühlt kommen wir besser hoch als mit normal bereiften Bikes.

Auf der Hütte ist dann erstmal Pause und es warten gute Hüttengerichte. Der Durscht ist natürlich auch schon groß!

Am Nachmittag wollen wir die fetten Reifen auch mal auf die Trails bringen. Ab der Frasdorfer Hütte ist allerdings Schluss mit eingetretenen Wegen. Die Gruppe ist motiviert und wir schieben unsere Bikes noch ca. 150hm weiter hoch. Bis dahin sind alle Füße schon nass. Am Traileinstieg angelangt sind alle gespannt, wie die Dinger jetzt bergab laufen.

Ich bin selbst völlig ohne Erfahrung mit dem Fatbike und durchaus überrascht, wie gut es bei mäßigem Gefälle über den Schnee rollt. Man merkt schnell, dass die Tempokontrolle  besonders wichtig ist, weil auch ein fettes Vorderrad gern mal wegrutscht. Bei zu langsamer Fahrt droht allerding das Vorderrad zu versacken. Auch sind die Federgabeln im Schnee bergab kein Vorteil, weil die Front abzutauchen droht. Wir verriegeln daher die Gabeln und es geht besser. Nach den ersten Trailmetern auf Schnee wird auch schnell klar, dass die Vorderradbremse nur mit äußerster Vorsicht zu bedienen ist, am besten gar nicht, um nicht Gefahr zu laufen, dass das Vorderrad wegrutscht oder versackt.

Der obere Teil des Trails läuft dann schon mal gut, der Einstieg in den zweiten Teil ist etwas steiler und erfordert noch mehr Gefühl. Wegrutschen und sich mal mit dem Rad hinlegen ist bei dem weichen Schnee eher ein Spaß!

Trails schauen im Winter komplett anders aus als im Sommer, soviel ist klar. Der etwas abschüssige Hang ist im Sommer problemlos zu fahren. Im Winter ist grade die Hangneigung eine echte Herausforderung. Hohe Konzentration ist erforderlich, um das Bike auf Spur zu halten. Mit normalen Bikes hätte man hier kaum eine Chance, mit dem Dick-Bikes geht’s. Allerdings wird die Spur, je weiter hinten in der Gruppe man sich befindet, immer schlechter. Die hinten Fahrenden müssen teilweise absteigen.

Dann kommt der erste Wiesenhang. Oben etwas steiler, unten flacher auslaufend, sollte der eigentlich gut rollen. Eigentlich… Die ersten Wagemutigen schmeißen sich in den Hang und liegen erstmal. Der Schnee ist wieder zu tief und die Bikes sacken weg. Bei dem weichen Schnee tut sich aber keiner Weh und der Spaß ist vergleichbar wie bei einem Tiefschnee-Anfängerskikurs. Lustige Kunstfiguren gehören dazu! 🙂 Erst als es etwas flacher wird und mit höherem Tempo gefahren werden kann läuft’s. Eine kurze Strecke kommt Surf-Gefühl auf und die Bikes pflügen gut durch den Schnee. Das macht schon gut Laune!

Langsam müssen wir an die Abfahrt denken. Die Auffahrts-Eispiste können wir jedoch komplett vergessen, wenn wir nicht mit Knochenbrüchen unten ankommen wollen. Also wähle ich uns einen einfachen Trail direkt hinunter nach Aschau aus, der eigentlich gut zu befahren sein müsste. Am ostseitigen Hang liegt auch nicht mehr viel Schnee. Bis zum Einstieg müssen wir jedoch wieder rund 15min schieben. Die immer noch motivierte und tapfere Gruppe klagt zum Glück nicht über die nassen und kalten Füße der zahlreichen Schiebeeinlagen durch den knöcheltiefen Schnee.

Dann kommt unser Abschlusstrail. Der Einstieg ist schneeverblasen. Nach 20m haben wir allerdings gute Fahrbedingungen auf unterschiedlichsten Untergründen. Aperer Waldboden, schneebedeckte Passagen, nasses Laub. Hier fährt sich das vielseitige Fatty durch die große Traktion gut und es macht super Spaß, die 300hm nach Aschau abzufahren.

Unten angekommen haben alle ihre Eindrücke des Tages mitgenommen. Eine normale Tour war das jedenfalls nicht 😉 Wir mussten relativ viel schieben, weil ein Fatty eben kein Panzer ist.

Mein Fazit des Tages ist: Wenn du im Winter mit dem Fatty am Berg unterwegs bist, musst du dich auf viel Schieben einstellen. Wenn abschnittsweise die Bedingungen passen, ist‘s aber auch eine Gaudi. Eine Fatbike-Tour ist auf jeden Fall wiederholenswert, die Strecke will aber gut geplant werden und Schneebeschaffenheit ist entscheidend, ob es sich lohnt. Insgesamt wars ein gelungenes Experiment!

Nach Rückgabe der Bikes schmeckte das Abschlussbier (bzw. der Kaffee für die Fahrer) im Gasthof Baumbach dann aber extrem gut! 😉

Ein herzliches Dankeschön an alle die dabei waren für Eure Neugier, Motivation, Leidensfähigkeit und gute Laune! War super mit euch!

Guides: Maika und Robert